Bei Clever Vans haben wir wohl den diesjährigen Preisknaller für familienfreundliche Kastenwagen  gefunden. So bietet das Modell Vario Kids 600 vier Schlafplätze und kostet mit einer bereits sehr guten serienmäßigen Ausstattung gerade einmal 38.990 Euro. Ein großer Verhandlungsspielraum wird bei diesem Listenkampfpreis sicherlich nicht mehr bestehen.

Fahrzeugbasis:

Als Basis dient bei diesem Fahrzeug ein Citroën Jumper mit 2.0l und 163 PS Motor. Für alle, die es nicht wissen: Beim Citroën Jumper und dem Fiat Ducato handelt es sich um nahezu baugleiche Fahrzeuge. Im Großen und Ganzen unterscheiden sich die Fahrzeuge in den Motoren. Citroën baut Motoren des französische PSA-Konzern ein und Fiat Motoren aus dem eigenen Hause. Das Fahrzeug auf Basis Citroën ist im Schnitt etwa 2000 Euro günstiger. Zudem sind nicht immer alle Optionen beim Basisfahrzeug verfügbar, die bei Fiat dagegen gegen Aufpreis geordert werden könnten.

Schlafen: 

Im Clever Vario Kids erhält der Käufer ein Doppelstockbett im Heck. Wer an der 2 Meter Grenze kratzt und sich beim Schlafen gerne lang macht, dem dürfte das Platzangebt bereits im unteren Bett zu klein sein. Hier erhält man 194cm Liegefläche. Wir haben es auf dem Caravan Salon in Düsseldorf getestet, ich passe mit meinen 194cm recht gut auf die Liegefläche. Die Liegefläche war zudem nicht unbequem, auch wenn sich das erst nach einigen Nächten wirklich konkret beantworten lässt. Wer klaustrophobisch ist, der wird allerdings mir Doppelstockbetten nicht glücklich werden. Ich persönlich fand den zur Verfügung stehenden Platz ausreichend.

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Dummerweise kann man die Bettenmaße weder dem Prospekt noch den technischen Unterlagen entnehmen, so dass ich diese ergänzen werde, wenn Clever Vans meine schriftliche Anfrage beantwortet hat. Denn auch telefonisch konnte mir dort gerade niemand weiter helfen. Etwas peinlich für Clever Vans: Die Telefonnummer auf der Internetseite ist falsch, man landet bei einer Privatperson. Wenn von euch einmal jemand konkreten Nachfragebedarf hat, die korrekte Nummer lautet: 08654-46940

Im wahrsten Sinne des Wortes clever ist die Idee mit den Dachkästen, bzw. den Hochschränken im Heck. Diese sind zwar eine kostenpflichtige Wunschoption, doch ermöglichen diese einen Umbau zu einem zwei Personen Van. Das bietet Familien direkt zwei Optionen: Sind die Kinder noch kleiner, kann man die Dachkästen auf einer Seite montieren und erhält zusätzlichen Stauraum. Die Kinder passen noch immer auf das Hochbett. Sind die Kinder irgendwann größer, lässt man diese einfach weg.

Wollen die Kinder irgendwann nicht mehr mitfahren, so lässt sich das Hochbett entfernen und man hat mit Dachkästen auf beiden Seiten ein vollwertiges Reisemobil für zwei Personen. Diese Flexibilität ist auch für Großeltern nicht uninteressant. Ist man alleine unterwegs, so hat man den Stauraum, fahren die Enkel mit, so genügend Schlafraum. Wir finden diese Idee wirklich clever und innovativ. Stellt sich eher die Frage, warum hat das vorher noch keiner umgesetzt?

Küche und Wohnraum:

Der Küchenblock im Vario Kids verfügt über einen zwei Flammenkocher und ein kleines Spülbecken. Beides ist eine kombinierte Einheit, durch die geteilte Glasabdeckung aber getrennt nutzbar. So erhält man auch während des Kochens genügend Arbeitsfläche, die sich zudem durch ein hochklappbares Brett an der Seite des Einstieges erweitern lässt. Diese Einheit besitzt zudem praktischerweise eine sehr breite Metallstoßkante.  Der Kompressor-Kühlschrank verfügt über eine Kapazität von 95 Litern und ist zudem hoch eingebaut. Das ist recht praktisch, da man sich so nicht bücken muss. Der Küchenblock ist unterhalb der Flammkocher mit drei Schubladen ausgestattet, wobei die obere bereits über eine Einteilung für Besteck verfügt.  Unter der Spüle befindet sich dagegen eine Klapptüre. Auch unter dem hoch eingebauten Kühlschrank befindet sich ein Schrank mit Klapptüre und praktischen Schrankböden.

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Stauraum ist auch ansonsten genügend vorhanden, man sollte sich dennoch genau überlegen, was man wirklich benötigt. Durch das Doppelstockbett verliert man im Heck zumindest auf einer Seite die Dachkästen. Zudem sind die Staufächer unter den Matratzen übersichtlich. Auf der einen Seite ist die Truma Heizung verbaut, wo sich Clever Vans trotz des vorhandenen Platz den Einbau eines Doppelbodens gespart hat. Auf der anderen Seite befindet sich der Frischwassertank. Hier hat man einen Doppelboden berücksichtigt, allerdings mit einer gerade einmal 2mm starken Bodenplatte. Beide Punkte sollte der Hersteller aus unserer Sicht noch einmal überdenken / überarbeiten. Zwischen den Installationen befindet sich der beim Heckbett obligatorische Laderaum in Heckbettbreite. Durch den niedrigen Einstieg in das untere Bett vom Volumen her etwas kleiner als bei Fahrzeugen ohne Doppelstockbett. Für Campingmöbel plus andere sperrige Dinge (Kinderbuggy?) aber immer noch ausreichen groß dimensioniert.

Über der Sitzgruppe befindet sich ein Dachkasten / Hängeschrank. Leider nur mit einer mittigen Klappe, wodurch auf beiden Seiten tote Räume entstehen. Hier wäre es aus Benutzerfreundlichkeit heraus cleverer zwei Klappen anzuordnen. Schade ist ebenfalls, dass das große Fach über dem Fahrerhaus über keine Klappe verfügt, sondern offen liegt. Gerade durch das Doppelstockbett und den dadurch verlorenen Raum wäre man mit vier Personen dankbar, ein weiteres verschließbares Fach zu erhalten.

Sitzgruppe:

Selbst die serienmäßige Sitzgruppe macht im Vario Kids bereits einen sehr guten Eindruck. . Die Polsterung weist zudem einen gewissen Seitenhalt auf.  Insgesamt macht die Bank sogar einen besseren Eindruck, als in so manch teureren Fahrzeug.

Anmerkung am Rande: Die Hersteller gehen dank neuer EU Verordnungen weg von reinem Schaumstoff auf Holzplatte ohne jeglichen Seitenhalt. Meiner Auffassung nach waren diese Sitze auch ausschließlich Notsitze, wenn auch für den täglichen Einsatz zugelassen.

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Mit Kindern sollte man allerdings die Einzelsitzoption „Chairman“ ins Auge fassen. Bei dieser erhält man eine seitlich verstellbarer Sitzbank, mehr Platz und dadurch Komfort für längere Strecken. Zudem kann jeder Passagier auf der Rücksitzbank diese entsprechend Wunsch verstellen. Für Familien mit kleinen Kindern ist allerdings die Isofix-Option auf beiden Sitzen entscheidend. Diese erhält man ausschließlich mit der optionalen Rücksitzbank. Die Montage von zwei Kindersitzen sollte auf dieser Rücksitzbank keine Probleme bereiten. Die Option erhöht den Fahrzeugpreis allerdings um 1.500 Euro.

Der Tisch macht einen stabilen Eindruck und lässt sich seitlich rausdrehen und so erweitern. Wo dieser allerdings während der Fahrt verstaut wird, ist mir schlichtweg unklar. Hier wünsche ich mir persönlich auch in Kastenwagen eine Klapplösung, wie man diese aus vielen Freizeitmobilen kennt.

Nasszelle:

Man betritt die Nasszelle durch eine klassische Klapptüre. Die Nasszelle versprüht durch die stark vertretene weiße Farbe irgendwie ein Krankenhausflair, besser kann ich es nicht erklären. Hier müssten Käufer des Fahrzeuges etwas „persönliche Note“ rein bringen. Fakt ist aber, dass das Bad seinen Zweck in praktischer Hinsicht einwandfrei erfüllt. Für Badutensilien gibt es über Toilette und Waschbecken zudem zwei praktische kleine Dachkästen.

Wer duschen will, kann das WC an die Seite drehen und schützt ansonsten mit einem Duschvorhang den Rest der Nasszelle. Aufgefallen ist uns noch, das der Vario Kids in der Duschtasse nur über einen Abfluss verfügt. Die meisten anderen Hersteller spendieren mehrere, damit das Wasser auch tatsächlich abfließt. Wer duschen möchte, sollte also darauf achten, dass das Fahrzeug wirklich eben steht. Ebenfalls nicht vorhanden, auch nicht optional, ist ein Schutz der Duschtasse. Hier wäre ein Einlegeboden sinnvoll, um den Boden vor Steinchen zu schützen.

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Technik:

Das Basisfahrzeug wird ab diesem Modelljahr mit Euro 6 ausgeliefert. Bei Citroen allerdings mit adblue. Somit ist hierfür ein zusätzlicher kleiner Tank an Bord. Fiat kommt aktuell noch ohne adblue aus.

Bei Steckdosen hat Clever Vans etwas gespart, serienmäßig erhält man nur zwei 230V und eine 12V Steckdose. Das Fahrzeug verfügt darüber hinaus über stromsparende LED Beleuchtung im gesamten Innenraum und Nasszelle.

Der Vario Kids verfügt laut Prospekt über 2 x 11 kg Gasflaschen (gefühlt glaube ich allerdings eher an 2 x 5 kg) und serienmäßig über die weit verbreitete Truma Combi C4 Heizung. Diese ist hinten linkss unter dem Heckbett montiert. Optional kann eine Truma Dieselheizung geordert werden. Als Gimmick verfügt das Fahrzeug bereits serienmäßig über das Truma CP+ Display. Ab diesem Modelljahr ist das CP+ Display zudem mit Truma iNet ready erweiterbar und bringt die Daten auch aufs Handy oder Tablet.

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Wertigkeit:

Wer das Fahrzeug mit einem Premiumhersteller vergleicht, wo alles genau aufeinander abgestimmt wurde, der wird mit dem Clever Van nicht glücklich. Die Wertigkeit an sich stimmt, vermittelt aber eben keine Exklusivität, was vom Hersteller aber wohl auch nicht gewollt ist. Das Fahrzeug ist quadratisch, praktisch, gut und hat alles was man von einem Reisemobil erwartet. Der Möbelbau (15mm Sperrholz)  ist qualitativ völlig in Ordnung und verfügt an allen wichtigen Ecken über zusätzliche Stoßkanten. Hier wurde trotz Kampfpreis nicht an der Qualität gespart, soweit ich dies erkennen kann. Das Fahrzeug verfügt so zum Beispiel über Rahmenfenster, statt der günstigeren Vorsatzfenster.

Der Charme eines Lieferwagens ist aber durchaus unverkennbar. Der Innenraum wirkt an einigen Stellen nicht so wohnlich wie bei einigen anderen Herstellern. So sind die Seitenverkleidungen bspw. schlichtes Kunststoff und nicht mit Stoff bezogen. Es gibt keine zusätzlichen Ablagemöglichkeiten in den Seitenverkleidungen oder der Schiebetüre.

Insgesamt basiert der Vario Kids auf dem Clever Drive 600 für den es zudem vier optionale Holztöne, drei Klappenfarben und acht Polster / Lederkombinationen gibt. Inwieweit diese auch für den Vario Kids erhältlich sind, wäre abzuklären und geht nicht aus den Unterlagen hervor.

Ein wenig ärgerlich und nicht zu Ende gedacht sind die verpassten Möglichkeiten über der Installationseben im Heck. Auf Seite der Heizung hat man sich den doppelten Boden komplett gespart und auf der anderen Seite sieht es ein wenig nach eine provisorischen Lösung mit 2mm Modellbauholz aus. Hier von meine Seite etwas Unverständnis.

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Familientauglichkeit:

Clever Vans bietet mit dem Vario Kids 600 ein absolut familientaugliches Fahrzeug an. Der Grundriss ist kompakt und praktisch. Die Stehhöhe mit 190cm ist für große Personen eventuell etwas knapp, ich persönlich komme mit einer Größe von 194cm aber noch recht gut zurecht.

Bei vier Personen und kleinen Kindern im Fahrzeug sollte man auf jeden Fall die Einzelsitzoption mitbestellen. Clever Vans nennt diese Option „Schiebebank Chairman“ und bietet so eine seitliche und nach vorne verstellbare Einzelsitzlösung an. Zudem erhalten die Passagiere auf der Rücksitzbank Armlehnen. Ebenso erhält man so zwei Mal Isofix für zwei Kindersitze und durch die seitliche Verstellung der Sitzbank lassen sich diese auch problemlos montieren.

Ob man als Familie die optionalen Hochschränke im Heck benötigt, muss jeder selber entscheiden. Bei kleineren Kindern kann man diese auf jeden Fall an einer Seite montieren und erhält zusätzlichen Stauraum. Bei größeren Kindern oder Jugendlichen schränken diese Dachkästen zu sehr ein. Mehr dazu habe ich oben bereits geschrieben.

Wir persönlich finden das Preis / Leistungsverhältnis sehr gut. Wenn man noch bedenkt, dass Kinder nicht immer sehr sorgsam mit Dingen umgehen, so ärgert man sich beim Clever Van Kampfpreis auch deutlich weniger, wenn denn mal eine Macke entsteht.

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Kaufpreis:

Den Kaufpreis laut Liste haben wir bereits ganz oben mit 38.990 Euro beziffert. Normalerweise würden wir Serien- und Sonderausstattung nicht auflisten, da das aufgrund des Umfangs den Rahmen sprengen würde, doch Clever hat es wunderbar übersichtlich gehalten.

Wer sich bereits ein wenig mit den Preislisten und Fahrzeugoptionen bei anderen Herstellern auseinander gesetzt hat, der weiß wieviel davon normalerweise als kostenpflichtiges Sonderzubehör läuft. Addiert wären das bereits einige 1000 Euro. Bei anderen Clever Fahrzeugen entspricht das Serienzubehör dem Paket 1 + 2 im Gesamtwert von 3380 Euro.

Die Serienausstattung des Fahrzeuges ist jedenfalls beachtlich: 163 PS Motor, bereits mit 3.500kg Zulassung, manuelle Klimaanlage, Spiegel elektrisch verstellbar, verstellbare Sitze, Tempomat, Radiovorbereitung, ESP und Traction+, LED Tagfahrlicht, Alufelgen, lackierte Stoßstange, Lederlenkrad, Fliegenschutztüre, Midi Heki, Zuziehhilfe Schiebetür, elektrischer Trittstufe, zweite Wohnraumbatterie und Truma CP+ Display.

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Dafür haben die Verantwortlichen bei Clever Vans die Sonderzubehörliste sehr kurz gestaltet: Aufpreis für Klimaautomatik, Einzelrücksitzbank mit Isofix, Lederausstattung, optionale Truma Dieselheizung, zusätzliches Bett in der Sitzgruppe, Kinderbett für das Fahrerhaus, Regenabweiser an der Schiebetür, Dachstaukästen und ENDE. Ja tatsächlich, mehr Optionen gibt es nicht. ENDE! Inwieweit man Zubehör aus dem Zubehörkatalog des Clever Van Drive 600 dazu bestellen kann, auf dem der Vario Kids beruht, müsste man mit dem Hersteller abklären.

Nachstehend ein kurzes Video vom Caravan Salon 2016:

[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=BREPML7-43U[/embedyt]

 

2 Kommentare

  1. Danke sehr informativer Blog.
    Wir haben eins bestellt kommt im August 2017.
    Genau die einzelsitze sind fast Pflicht mit Kindern.
    Wir haben nich ein fünften sitz einbauen lassen und das bieten sehr wenige Hersteller an.

    Es muss noch gesagt werden das der Citroen sehr günstig ist im vergleich zum Fiat.
    Was auch Pflicht ist ist die Rückfahrkamera bei 6m Länge ist der Kasten weniger übersichtlich wenn dan Minder spielen oder ein Pfosten steht sieht man die kaum ohne die Kamera.
    Vorne braucht man keine Sensoren das die Schnauze recht klein ist.

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